Ausgabe vom 02.09.2022 Seite 87

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?Eine liebenswürdige Bevormundung lehnen wir ab? Umgang mit Kritik und Leserbriefen in den 1920er-Jahren In ihren ersten Jahren lebte die Emsdettener Volkszeitung unter den Bedingungen des Kaiserreichs mit eingeschränkter Pressefreiheit. Der Erste Weltkrieg verschlimmerte dies, Papier- und Personalknappheit taten ein übriges. Da konnte der Lokalteil auch ausschließlich aus Amtlichen Mitteilungen und Anzeigen bestehen.Als die November-Revolution von 1918 die Pressefreiheit ins Land brachte, stellte sich auch für eine kleine Lokalzeitung, wie es die EV damals war, die Frage, wie damit umzugehen sei. In den großen Fragen ihrer Zeit war ihr als Zentrums-naher Zeitung der Kurs damals vorgezeichnet. Auf lokaler Ebene sollte es komplizierter werden.Zunächst einmal nutzte sie die größeren Freiheiten und startete das Jahr 1919 mit einer großen Leserbrief-Debatte, wie das Bezugsscheinwesen für Lebensmittel bürgerfreundlicher zu organisieren sei. Die Diskussion zeigte einen breiten Wunsch der Emsdettener, auch das Medium der Lokalzeitung zu nutzen, um sich aktiv in die Gestaltung des öffentlichen Lebens einzubringen.Von Kommentar-Funktionen etwa in Internet-Foren kennen wir auch heute das Problem mit der Anonymität der Beiträge. Die EV sagte in den 1920er-Jahren, wenn ihr ...