Ausgabe vom 18.10.2025 Seite 38

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Ein Leben lang im Holz-Rausch Das Junkerhaus in Lemgo – eines der erstaunlichsten Museen in NRW An der Haustür Schnitzereien. An allen Wänden, auf sämtlichen Möbeln. Kein Quadratmeter, den Karl Junker nicht mit seinem Schnitzmesser bearbeitet hat. Und dort, wo er nicht schnitzen konnte, hat er gemalt. Die Stadt Lemgo verdankt dieser Holzorgie ihr originellstes Museum. Annegret Schwegmann Die Frau mit dem exakt geschnittenen Pagenkopf und dem cremeweißen Malteser an der Leine nutzt den Weg sechs Mal am Tag. Das macht rein rechnerisch 2190 Mal im Jahr und geschieht damit so häufig, dass es eigentlich kein Detail mehr auf ihrer Spazierstrecke geben dürfte, das sie gedanklich noch beschäftigt. Bei diesem Haus jedoch ist das anders. „Normal“, sagt sie, sei daran nur die Hecke, die das Bauwerk säumt. Ansonsten konterkariere es so ziemlich alles, was ein Haus für sie schön macht. „Es ist unheimlich“, sagt sie. „Der Künstler soll darin auf die Liebe seines Lebens gewartet haben.“ Die Frau tippt mit ihrer Hundeleine auf das Foto der Infotafel, das einen Mann hohen Alters mit wirrem Bart, Tränensäcken unter verwaschenen Augen und buschigen Brauen zeigt: „Mal ganz ehrlich. Das Warten hätte er sich schenken ...