Ausgabe vom 16.03.2024 Seite 5
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Epochenwechsel LeitartikelMinimalkonsens beim Weimarer Dreieck Der äußere Rahmen passt. Am Vortag telefoniert der Kanzler mit dem ukrainischen Präsidenten, nun nimmt er sich wegen der sich zuspitzenden Entwicklung in dem überfallenen europäischen Land bei einem deutsch-französisch-polnischen Gipfeltreffen in Berlin die Wiederbelebung des Weimarer Dreiecks vor. Und tatsächlich greift Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu einer historischen Anleihe. Europa stehe vor einer ?neuen Epoche? und ordnet sie mit dramatischen Worten ein: ?Die Lage ist schlimm.?Mit dem Gegenteil, nämlich einer großartigen Lage, hatten Deutschland, Polen und Frankreich 1991 an Goethes Geburtstag in Weimar dieses Dreieck im Format der Außenminister ins Leben gerufen. Auch damals sah man sich vor einer neuen Epoche. Die drei Länder verabredeten, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs die maßgebliche Verantwortung für die Fortentwicklung des europäischen Projektes zu übernehmen. Auch Moskau tauchte im Gründungsdokument auf ? als Partner umfassender Zusammenarbeit.Die gemeinsamen Gefühle zwischen deutschen, französischen und polnischen Verantwortlichen waren damals größer als die institutionellen Bande. Heute ist es umgekehrt. Allen Beteuerungen über freundschaftlichen Umgang zum Trotz, ...