Ausgabe vom 31.08.2024 Seite 32

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Arbeit ohne Applaus Ein Tag als Reinigungskraft Jeden Tag ist der Papierkorb neben meinem Schreibtisch entleert. Die Person, die das macht, habe ich noch nie gesehen. Woran liegt das? Und wer sind die Menschen, die oft unbemerkt für Sauberkeit und Ordnung sorgen? Lilian MantheiHimbeeren, Melonenstücke, eine Packung Snickers ? Tatjana Richter sitzt mit ihren Kolleginnen in einem Büro am Mittagstisch. Eine Kollegin kaut noch, während sie bereits aufsteht und den Stuhl zurück an den Tisch schiebt. Für eine ausgedehnte Mittagspause ist derzeit selten Zeit. Tatjana Richter hat es nicht weit bis zum nächsten Auftrag. Einmal quer über die Straße, zu einem Sanitärinstallateur, dessen Büroräume regelmäßig von der Gebäudereinigungsfirma HD Kottmeyer, für die sie arbeitet, gereinigt werden. Wenn sie anfängt, haben die Angestellten vor Ort ihre Arbeit meist schon beendet.?Früher mussten wir unsichtbar sein?, sagt Richter, die seit 16 Jahren in der Branche arbeitet. ?Unsere Kunden wollten nicht sehen, wie gereinigt wird. Es sollte nur sauber sein.? Ein solcher Wunsch werde inzwischen nur noch selten geäußert. Der Grund, aus dem Reinigungspersonal selten in Erscheinung tritt, ist heute ein anderer:?Oft sind es die Lebensumstände unserer Mitarbeiter?, erklärt Richter. ...