Ausgabe vom 24.11.2025 Seite 15

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Sei ein Mensch Von Sajeev Myladiath Ich bin ein bisschen fußballbegeistert. Mehr als seine legendäre Reportage hat mich aber die Rede Marcel Reifs berührt, die er als jüdischer Mitbürger am 31. Januar 2024 im Deutschen Bundestag gehalten hat. Rund um den 9. November gibt es so viele Gedenkveranstaltungen zu den Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands. Und es ist leider so, dass immer weniger Zeitzeugen dazu etwas sagen können. Die meisten von Ihnen, die diese Kolumne lesen, haben diese Zeit doch auch nicht erlebt, durchlebt, überlebt. Marcel Reif gehört auch dazu. Er ist 1949 geboren. Aber seine Eltern haben diese Zeit erlebt und überlebt – und dann sehr, sehr lange ihrem Sohn gegenüber darüber geschwiegen. Und trotzdem, so hat es Marcel Reif 2024 formuliert, hat sein Vater ihm die Essenz aus seinem Erleben der Unmenschlichkeit und auch der so seltenen Mitmenschlichkeit immer wieder ans Herz gelegt. Marcel Reif sagt es so: „Das alles hat er (mein Vater) in einen kleinen Satz gepackt. Und ich erinnere mich täglich mehr daran, wie oft er mir diesen Satz geschenkt hat – mal als Mahnung, mal als Warnung, als Ratschlag oder auch als Tadel. Drei Worte nur in dem warmen Jiddisch (Jüdisch und Deutsch), das ich so ...