Ausgabe vom 18.03.2024 Seite 15

Suchbegriffe 18.03.2024    15


Fünfzig! Wer im zwanzigsten Jahr nicht schön, im dreißigsten nicht stark, im vierzigsten nicht klug, im fünfzigsten nicht reich ist, der darf danach nicht hoffen?, soll Martin Luther einmal gesagt haben.Das ist sehr praktisch gedacht, denn wer mit zwanzig Jahren schön ist, hat gute Chancen auf dem Heiratsmarkt. Wer mit dreißig Jahren stark ist, kann ein Haus bauen und eine Familie ernähren. Wer mit vierzig Jahren klug ist, gewinnt an Gelassenheit und muss sich und anderen nichts mehr beweisen. So weit, so gut. Doch wer mit fünfzig Jahren nicht reich ist, der darf danach nicht hoffen?Ich werde in dieser Woche fünfzig Jahre alt. Im weltweiten und sicherlich auch im bundesdeutschen Vergleich, gehöre ich vermutlich zu den reicheren Menschen, die unseren Globus bevölkern. Ob Luther mit ?reich? jedoch meinen Kontostand und meinen Besitz meinte? Er hat doch selbst den Satz ins Deutsche übersetzt: ?Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.? (Mk 10,25) Ziemlich paradox also, dass nur jemand Hoffnung haben dürfte, der wohlhabend ist.Damit beschreibt Luther wohl eher die Welt, in der wir leben, als die Hoffnung, die uns bleibt. Eine Welt, in der die Spanne zwischen arm und reich auseinanderdriftet. Eine Welt, in der zwar ...